Mit Hingabe und Leidenschaft

Achille Aniboh • 7. Januar 2021

KonzertChor Stuttgart glänzt mit „Frühlingserwarten“ beim Debut im Beethoven-Saal

[Nachgereichter Beitrag über das Debütkonzert des KonzertChor Stuttgart im Beethovensaal am 17. Nov 2019]

Gleich drei große für sich stehende Werke setzte der neue künstlerische Leiter dem KonzertChor Stuttgart auf das Programm: Edward Elgars „From the Bavarian Highlands“, Alexander von Zemlinskys „Frühlingsbegräbnis“ sowie Felix Mendelssohn Bartholdys „Die erste Walpurgisnacht“.

Beeindruckend allein die optische Synchronität beim Auftritt des Chores auf der Chorempore des Beethoven-Saals. Dynamischen Schrittes betritt Großberger die Bühne und ein beeindruckender Abend nimmt seinen Lauf.
Die selten aufgeführten „Scenes From the Bavarian Highlands“ aus der Feder von Edward Elgar basieren auf dem Gestus bayrischer Volksmusik und bieten dem rund 120 Sänger/innen umfassenden Chor wunderbare Gelegenheit, sich und damit auch den Stuttgarter Liederkranz im neuen Gewande zu präsentieren. Dem Chor gelang auf Anhieb, die komponierte Lebensfreude aus sich erahnen lassenden Schuhplattler-Rhythmen ins Parket zu übertragen. Die symphonische Größe der Miniaturen ist spätestens im letzten Satz „The Marksmen“ deutlich zu vernehmen. Effektvoll illustriert Elgar Jahrmarktszenen, die untergehende Sonne und das Triumphieren der Schützen: Endend in britischer Manier ausladender Hymnen beweist der KonzertChor bereits in den ersten 25 Minuten auf der Bühne Agilität, Klangpracht und Feinsinnigkeit.

Eine noch größere Herausforderung, sowohl stimmtechnischer als auch klangästhetischer Art stellt das „Frühlingsbegräbnis“ von Alexander von Zemlinsky dar. Paul Heyses Text bildet die Grundlage für dieses erstaunliche Werk, in welchem der Frühling als „schöner Jüngling“ durch die ersten Sonnenstrahlen erstarrt und von Tieren und Feen zu Grabe getragen wird. Dreifach besetzte Bläser im Orchester gepaart mit Zemlinskys Fähigkeit farbenprächtiger Instrumentierung, spätromanischer Harmoniesucht und groß angelegter Crescendi, Accelerandi sowie endlos langer Melodiebögen stellen nicht nur den Chor, sondern auch die Solisten (Judith Gauthier, Sopran; Hans Christoph Begemann, Bariton) und den Dirigenten vor große Herausforderungen. Mit außerordentlicher Spielfreude und Farbenpracht musizieren die Mitglieder des Staatsorchesters, folgen Großbergers Dirigat in jeder Nuance und bereiten dem Chor einen Teppich, um darüber hinweg zu brillieren. Ein Wagnis, ein solches Werk auf das Programm zu setzen, zumal in der groß angelegten Werbekampagne für den im Januar 2019 neu gegründeten KonzertChor Stuttgart noch keinesfalls klar sein konnte, wie sich der Chor im Laufe des Jahres entwickeln würde. Der Plan jedoch geht auf: Der KonzertChor Stuttgart steht nahezu an jeder Stelle über den Herausforderungen dieses grandiosen Werkes.

Nach der Pause erklingt Felix Mendelssohn Bartholdys „Die erste Walpurgisnacht“ (Text: Johann Wolfgang von Goethe). Passend zum Konzerttitel, wurde der Frühling bei Zemlinksy zu Grabe getragen, so erwacht er nun zu Beginn der Walpurgisnacht erneut. „Es lacht der Mai, der Wald ist frei von Eis und Reifgehänge“ brilliert der Frauenchor, der schon seit Beginn des Konzertabends durch leichte Höhen, aber auch durch die Fähigkeit zum dramatischen Klang bezaubert. Chor, Orchester und Dirigent scheinen in ihrer Musizierfreude nicht zu ermüden, im Gegenteil. Es ersteht der Eindruck, als würde der KonzertChor Stuttgart die Bühne am liebsten gar nicht verlassen wollen. Die Herren präsentieren sich hervorragend und duellieren sich mit Bariton Hans Christoph Begemann in Strophe 5 „Kommt mit Zacken“. Die hohe Textverständlichkeit zeugt von Lust an Sprache, ohne jedoch bestmöglichen Klang zu vernachlässigen. Packend und fesselnd musizieren die Sängerinnen und Sänger Strophe 8. Zunächst besingen die Herren, dann die Damen und anschließend gemeinsam, die Lust zur Intrige „Wie den Teufel den sie fabeln“. Schlussendlich erklingt Strophe 12 in strahlend andauerndem, licht- und energiedurchfluteten C-Dur – Reinheit gepaart mit Energie und Kraft sorgen zu guter Letzt für tosenden Beifall.

Sängerinnen und Sänger überzeugen auf ganzer Linie. Man kann nur erahnen, wie viel Arbeit investiert worden sein muss, um dieses neu gegründete Ensemble so einheitlich erklingen zu lassen. Die dynamischen Fähigkeiten sowie die Musizierlust überzeugen. Großbergers Wagnis, diese drei Werke auf das Programm zu setzen, jedes mit seinen eigenen Ansprüchen und Herausforderungen, ist gelungen!

Vom KonzertChor Stuttgart wird man noch vieles hören, so ist zu hoffen und der Stuttgarter Liederkranz 1824 e. V. hat mit seinen nun insgesamt vier Ensembles den richtigen Weg in die Zukunft eingeschlagen.

Chapeau für alle Beteiligten!

von Irina Pohl 14. Oktober 2024
Sommerkonzert in der Leonhardskirche: Ein „klassischer Anpfiff“ mit Beethoven, Haydn und Schubert
von Irina Pohl 1. Januar 2024
Das Jahr 2023 neigt sich dem Ende zu, und es ist an der Zeit, auf die musikalischen Höhep unkte unseres Stuttgarter Chors zurückzublicken. Ein ganz besonderes Jahr, das uns unvergessliche Momente und emotionale Auftritte beschert hat und auf ein ereignisreiches Jahr 2024 blicken lässt. Zu Beginn des Jahres fingen die Proben an, voller Elan haben wir uns auf unsere Konzerte vorbereitet, eine Faschingsfeiern durfte natürlich auch nicht fehlen. Auch unsere Mitgliederversammlung war gut besucht. So schwungvoll sind wir dann in unser Sommerkonzert gestartet. Begleitet vom Sinfonieorchester des Stuttgarter Liederkranz durften wir uns in der Markuskirche in Stuttgart präsentieren. Ein besonderes und emotionales Konzert, da wir uns auch von unserem bisherigen Chorleiter Andreas Großberger verabschieden mussten - „dem wir für sein riesiges Engagement in den letzten Jahren herzlich danken. Die Haydn Messe war ein Ereignis, und Raffs Te Deum stand dem in nichts nach“ - so der Präsident des Stuttgarter Liederkranz Franz X. Wallner. Eine weitere Station auf unserer musikalischen Reise, nun unter neuer künstlerischer Leitung durch Sebastian Kunz, führte uns nach Wien. Die Konzertreise in die österreichische Hauptstadt war nicht nur eine Gelegenheit, unser Repertoire einem internationalen Publikum zu präsentieren, sondern auch eine inspirierende Begegnung mit der reichen musikalischen Geschichte der Stadt der Klassik. Das Verdi Requiem im goldenen Saal, mit dem Wiener Männergesangsverein bleibt zweifelsfrei ein Höhepunkt in unser aller Herzen. Der November hielt schließlich einen weiteren besonderen Moment für uns bereit – der Gegenbesuch unserer Wiener Kollegen in der Liederhalle Stuttgart, bei dem wir ebenfalls das eindrucksvolle Verdi Requiem aufführten. Der Applaus von über 1.000 Zuhörer:innen sprach für sich und wir freuen uns, mit Sebastian Kunz auf die weitere musikalische Reise zu gehen. Unser Dank gilt nicht nur den talentierten Chormitgliedern, sondern auch unserem engagierten Publikum, das uns auf diesem musikalischen Weg begleitet hat. Wer Teil des KonzertChor Stuttgarts werden möchte, kann am 08.01.2024 am Vorsingen teilnehmen! Das Jubiläumsjahr 2024 kann kommen, wir freuen uns auf klangvolle und inspirierende Momente!
von Irina Pohl 11. November 2023
Ehrfürchtige Stille, dann tosender Applaus und Standing Ovation - so endete das Konzert letzte Woche in Wien. In der ehrwürdigen Kulisse des Goldenen Saals in Wien erlebte das Publikum einen unvergesslichen Abend voller Emotionen und musikalischer Brillanz, als der KonzertChor Stuttgart gemeinsam mit dem Konzertchor und Stammchor des Wiener Männergesang-Verein (WMGV), dem Kölner Männer-Gesang-Verein (KMGV), dem KünstlerOrchesterWien und dem Anima Musicae Kammerorchester das Verdi Requiem zum Leben erweckte. Unter der einfühlsamen Leitung des Dirigenten Daniel Cséfalvay entfaltete sich das Werk in seiner ganzen Pracht, von zarten Momenten der Trauer bis hin zu kraftvollen Ausbrüchen der Hoffnung. Die harmonischen Klänge füllten den Goldenen Saal und schufen eine ganz besondere Atmosphäre. „Die Höhepunkte im Konzert für mich waren das ehrfürchtige „Kyrie“, das „Tuba mirum“ mit den Ferntrompeten, das majestätische „Rex tremendae“, das weltumfassende „Agnus Dei“ und die letzten flehenden Worte des „Libera me“ - so der Dirigent. Dank geht natürlich auch an die hervorragenden Solisten Yoora Lee Hoff, Lúcia Megyesi Schwartz, Szerekován János und Nicolas Legoux. Die Begegnung zwischen dem Konzertchor Stuttgart und dem Wiener Publikum war nicht nur ein musikalisches Ereignis, sondern auch ein kultureller Austausch, der die Verbindung zwischen allen vertiefte. Diese kulturelle Brücke wurde durch die begeisterte Reaktion des Wiener Publikums auf die Darbietung des Chors gestärkt. Doch es gilt auch: nach dem Konzert ist vor dem Konzert! Bereits am 19.11.2023 folgt der Gegenbesuch des Wiener Männergesangsverein in Stuttgart und die Liederhalle in Stuttgart wird Schauplatz kultureller Begegnungen. Abermals wird die „Messa da Requiem“ von Giuseppe Verdi dargeboten, ein Stück von unvergleichlicher Intensität und emotionaler Tiefe. Der Austausch zwischen dem Wiener Männergesang-Verein und dem KonzertChor Stuttgart wird nicht nur die musikalische Expertise beider Chöre hervorheben, sondern auch die kulturelle Vielfalt und die menschliche Verbundenheit feiern. Und so freuen wir uns auf die kommenden musikalischen Abenteuer und darauf, wie die Klänge der Musik uns weiterhin zusammenbringen, inspirieren und lang anhaltende Erinnerungen schaffen. So gestärkt und ermutigt starten wir in das Jubiläumsjahr - immerhin geht es um 200 Jahre des Stuttgarter Liederkranz 1824 e.V.!
von Irina Pohl 16. Oktober 2023
der Konzertchor Stuttgart unter neuer Leitung und in Vorbereitung auf die nächsten Konzerte
von Irina Pohl 28. September 2023
Der Sommer in Stuttgart mag in diesem Jahr besonders warm gewesen sein, aber er wurde noch ordentlich eingeheizt durch ein außergewöhnliches Konzert, das in der geschichtsträchtigen Markuskirche stattfand. Dieses Konzert wird zweifellos als ein Höhepunkt des Sommers in Erinnerung bleiben, denn es brachte nicht nur Musikliebhaber, sondern auch die lokale Kultur- und Musikszene zusammen. Die Markuskirche Stuttgart, eine architektonische Perle im Herzen der Stadt, bot die ideale Kulisse für dieses musikalische Ereignis. Mit ein paar Minuten Verspätung, aber freudiger Aufregung begann der Abend mit der beeindruckenden „Nelsonmesse“ von Joseph Haydn. Bereits mit den ersten Takten und dem kräftigen „Kyrie“ war das Publikum gefesselt. Die Nelsonmesse von Joseph Haydn ist ein Meisterwerk der Kirchenmusik und wurde an diesem Abend mit erhabener Pracht und Intensität dargeboten. Die Kombination aus dem Konzertchor Stuttgart, den Solisten Christine Reber (Sopran), Julia Werner (Alt), Dennis Marr (Tenor) und Andrew Liefländer (Bass) sowie dem Symphonieorchester des Stuttgarter Liederkranz, unterstützt durch Aushilfen vor allem in den Bläserstimmen, schuf eine mitreißende Atmosphäre, die das Publikum durchgehend in ihren Bann zog. Nach dieser triumphalen Eröffnung folgte Felix Mendelssohn Bartholdy's "Hör mein Bitten". Dieses bewegende Werk berührte die Herzen der Zuhörer und die klaren, zarten Klänge des Chores und der Sopranistin erfüllten die Markuskirche mit einer Aura der Spiritualität. Doch der Höhepunkt des Abends war zweifellos die Württembergische Erstaufführung von Joachim Raff's "Te Deum", das sich schon fast majestätisch in der Akustik der Markuskirche entfalten konnte. Mit seiner eindrucksvollen Orchestration und den ergreifenden Chorpassagen fesselte es das Publikum von Anfang bis Ende. Ein besonderes Highlight war, dass der Verleger des Werkes, Volker Tosta, selbst Mitglied im Konzertchor Stuttgart ist, an dieser Stelle möchten wir ihm noch einmal danken. Die emotionale Tiefe des Konzertes wurde durch die Tatsache verstärkt, dass dies das letzte Konzert unter der Leitung von Andreas Großberger war, der den Konzertchor Stuttgart in der heutigen Form gegründet hat und das Ensemble in den letzten Jahren geleitet hatte. Wir danken Andreas Großberger von ganzem Herzen für seinen Einsatz, sein Herzblut und die ungezwungene Professionalität, sowie Hingabe zum Chor und der Musik. Dieses Sommerkonzert in der Markuskirche Stuttgart war ein unvergesslicher Abend der Musik und Emotionen. Es zeigte die Macht der Musik, Menschen zu verbinden und tiefe Gefühle hervorzurufen. Der Chor, mit seinem Engagement für seltene Werke, bewies erneut, dass Musik eine Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft schlagen kann.
von Irina Pohl 26. September 2023
Ein Ensemble lebt von der Harmonie seiner Mitglieder, der gemeinsamen Leidenschaft für die Kunst und der Fähigkeit, kreativ miteinander zu arbeiten. Wie in jeder Gruppe gibt es auch Veränderungen, die das Gefüge beeinflussen können. Im Juli dieses Jahres war es nun soweit. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge verabschiedeten wir Noha ElGemayel, die mit Sandra Meyer gemeinsam den Ensemblevorsitz bisher inne hatte. Sie schlägt privat neue Wege ein und hat Stuttgart verlassen. Sie war eine wunderbare Führungspersönlichkeit und hat das Ensemble maßgeblich geprägt. Ihre harte Arbeit und ihre Leidenschaft für die Kunst haben unserem Ensemble zu großem Erfolg verholfen. Der Konzertchor Stuttgart wünscht Noha herzlichst alles Gute für die Zukunft und Ihre Familie, wir haben Sie in der Tutti Probe am 09.07.2023 noch persönlich verabschieden können. Kurz darauf wurde Melanie Mildenberger als Nachfolgerin vorgeschlagen und einstimmig gewählt. Wir freuen uns sehr über Ihren geschätzten Einsatz, den Sie schon vor der Wahl mehrfach gezeigt hat. Melanie ist nicht nur eine leidenschaftliche Musikerin, sondern auch ein Teamplayer mit einer ausgeprägten Führungsqualität. Ihre Vision für das Ensemble und die Ideen zur Weiterentwicklung haben uns alle überzeugt. Melanie bringt neben der Motivation und neuen Impulsen auch musikalische Erfahrungen mit, Sie war in Ihrer früheren Heimat Würzburg bereits musikalisch engagiert und ist seit dem Umzug nach Stuttgart Teil des KonzertChors Stuttgart.  Wir freuen uns über die Zusammenarbeit mit unseren beiden Ensemblevorsitzenden Melanie Mildenberger und Sandra Meyer. Beide werden unseren Chor und dessen Belange innerhalb des Trägervereins Stuttgarter Liederkranz 1824 e.V. gemeinsam mit den Vorsitzenden der weiteren Ensemble (dem Kammerchor stuttgart vokal, dem Symphonieorchester und dem Ensemble SLK plus) vertreten.
von Cornelia Burg | Redaktion Konrad Hauber 26. Dezember 2022
„Wir blicken nach vorn!“
von Helena Settlusch 25. Juli 2022
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Eine TOP-Adresse im Stuttgarter Chorgesang...
von Konrad Hauber 19. Mai 2022
Einstimmiges Vertrauen für das neue Vorstandteam
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