Am 26. September war es endlich soweit: Nach bald zwei Jahren Stille erklangen erstmals wieder alle Ensembles des Stuttgarter Liederkranzes vor Publikum. Bei einem Treffen des Vereins im SSB-Veranstaltungszentrum Waldaupark brachten das Sinfonieorchester Stuttgarter Liederkranz, SLKplus, stuttgart vokal und KonzertChor Stuttgart ihr aktuelles Programm zur Aufführung. Noch waren es größtenteils die Mitglieder des Liederkranzes, die bei der vereinsinternen Veranstaltung in den musikalischen Genuss kamen, doch ist damit bereits der erhoffte Aufbruch in die postpandemische Normalität vorgezeichnet.
Mitglieder des Sinfonieorchesters Stuttgarter Liederkranz unter der Leitung von Ulrich Walddörfer führten mit dem Walzer España von Emil Waldteufel schwungvoll in den Abend ein. Damit kündigte sich bereits die spanische Prägung des weiteren Programms an. Zunächst aber entführten die Mitglieder des Sinfonieorchesters und der Chor SLKplus das Publikum in die Welt der Wiener Operette. Mit der Introduktion zum 2. Akt der Fledermaus von Johann Strauss boten Chor und Orchester kurzweilige Unterhaltung.
Nach dem beschwingten Auftakt ergriff Präsident Dr. Stefan Schultes das Wort, um auf die schwierigen vergangenen eineinhalb Jahre zurückzublicken, vor allem aber um den Blick nach vorn zu richten. „Endlich“ – mit diesem Wort brachte der Präsident den Abend auf den Punkt. Endlich sei es wieder möglich, das Wagnis einer Veranstaltung wie dieser einzugehen. Mit dem Wiederbeginn der Proben könne der Stuttgarter Liederkranz endlich wieder seinem Vereinszweck nachkommen. Schultes blickte voraus und verwies auf die für November geplante Aufführung des Deutschen Requiems von Johannes Brahms durch den KonzertChor Stuttgart, aber auch auf die Notwendigkeit einer Mitgliederversammlung in naher Zukunft. Der heutige Abend markiere somit einen Wiederbeginn.
Das Ensemble SLKplus griff daraufhin wieder die iberische Thematik des Abends auf und gab spanische und mexikanische Volkslieder zum Besten. Unterhaltsame Weisen wie Al lado de mi cabaña und La Cucaracha kamen zur Aufführung. Dagegen setzte stuttgart vokal auf ein Programm zwischen Romantik und Impressionismus. Der Kammerchor unter der Leitung von Andreas Großberger ließ in perfekter Intonation Lieder unter anderem von Fanny Hensel, Heinrich von Herzogenberg, Robert Fuchs und Claude Debussy erklingen. Nach der Waldesnacht von Johannes Brahms verharrte der Saal zunächst in ergriffener Stille, bevor sich tosender Applaus erhob.
Zum Abschluss führte der KonzertChor Stuttgart das Publikum erneut nach Spanien mit dem Romancero Gitano von Mario Castelnuovo-Tedesco nach Gedichten von Federico Garcia Lorca. Begleitet wurde der Chor von Prof. Johannes Monno (HMDK Stuttgart) an der Gitarre. Dem KonzertChor gelang es unter der Leitung von Andreas Großberger, ein eindringliches Bild Andalusiens zu zeichnen. Der Chor präsentierte dem Publikum verschiedene Szenen in ganz unterschiedlichen Stimmungen und Ausdrucksformen – dass reichte von idealisierten Landschaftsbeschreibungen über Schilderungen einer Prozession bis hin zum Besingen von Gitarre, Kastagnetten und Tanz. Mit furiosen Soli stachen Andreas Großberger (Tenor) und Dr. Franz Xaver Wallner (Bariton) hervor.
Mit der ersten Aufführung nach langer Pause haben die Ensembles des Stuttgarter Liederkranzes gezeigt, dass sie der Zukunft positiv entgegensehen und beherzt den Neuanfang wagen. Nach dem vereinsinternen Abend im SSB-Veranstaltungszentrum Waldaupark wird sich bald auch wieder ein größeres Publikum davon ein Bild machen können, wenn der KonzertChor Stuttgart am 21. November 2021 das Deutsche Requiem von Johannes Brahms im Beethoven-Saal der Liederhalle aufführen wird.