Ruhig wurde es um 19 Uhr in der Markuskirche Stuttgart, gebündelte Aufmerksamkeit richtete sich auf den neuen KonzertChor Stuttgart sowie das Sinfonieorchester Stuttgarter Liederkranz . Andreas Großberger entwickelte die ersten Töne Mendelssohns 42. Psalmes aus der gebannten Stille heraus. Das Orchester blühte in der kurzen Einleitung auf und demonstrierte bereits hier, was das Publikum während des kommenden Konzertes erwarten sollte: farbige Differenzierung und dynamische Flexibilität wie selten gehört von einem Amateurorchester.
Es folgte der erste Choreinsatz: Jede Stimme des neuen
Ensembles hatte bei diesem Werk die Chance, sich selbst musikalisch vorstellen
zu können, zunächst der Alt, gefolgt vom Sopran, dann Tenor und abschließend
der Bass („Wie der Hirsch schreit, nach frischem Wasser“).
In elegischer Langsamkeit gestaltete Großberger den ersten Satz in größtem
Ausdruck, Höhepunkte wurden intensiv durch langgezogene Crescendi nicht nur vorbereitet,
sondern vielmehr erarbeitet.
Christine Reber glänzte mit glockenreiner Stimme und makelloser Intonation ebenso wie Edgar Weingärtner im innigen Duett „Meine Seele dürstet nach Gott“ zwischen Sopran und Oboe.
Im Chor „Was betrübst Du dich“ zeigte der KonzertChor Stuttgart seine Wandelbarkeit: Nach großen Legatoführungen im ersten Satz folgten nun rhythmisch akzentuierte „Harre-auf-Gott“-Rufe und freuderfüllte, leichter gestaltete homophone Phrasen bei „denn ich werde ihm noch danken“ – niemals hart im Klang, trotzdem voluminös und zumeist wohl ausbalanciert.
Im Quintett (Christine Reber, Florian Eisentraut, Sebastian Debes, Michael Ohle, Teru Yoshihara) sind neben den Solisten im Besonderen auch die tieferen Streichregister des Orchesters hervorzuheben: Einfühlsam und aufmerksam begleiteten sie die fünf Solisten.
Der Schlusschor des 42. Psalms mit der jubelnden Schlussfuge „Preis sei dem Herrn“ erstrahlte in großer Orchesterbesetzung, welche den Chor trotz aller Fülle nie überdeckte. Gelöst erklang der Schlussakkord dieser Psalmkomposition, von dem Mendelssohn selbst schreibt, es sei „das beste was ich in dieser Art componiert habe“.
Im zweiten Teil des Konzertes erwartete die zahlreich erschienenen Zuhörer eine neue Klanglichkeit: In Antonín Dvořáks „Biblische Lieder“ (Nr. 5-10) erklangen verschiedene Psalmtexte in einer farbigen Instrumentierung, teils von Dvořák selbst, teils von Vilém Zemanék, ehemaliger Dirigent der Tschechischen Philharmonie. Teru Yoshihara (Bariton) überzeugte durch seine den Werken entsprechende innige und tiefgehende Interpretation der Lieder. Das Orchester meisterte die dicht aufeinander folgenden Farbwechsel gekonnt und bewies wieder einmal seine beeindruckende Fähigkeit des Begleitens.
Den Abschluss des Konzertabends bildete das „Te Deum“ von
Antonín Dvořák. Alfred
Beaujean schreibt in seiner Werkbesprechung: „Bei aller Differenzierung des
Ausdrucks wird im Grundzug des Werkes ein hymnischer Überschwang festgestellt,
ein fraglos volkstümlich-festfreudiges Gotteslob, wie es nur einer geistigen
Haltung entspringen konnte, der Liebe zur Heimat und überlieferte Religiosität
beinahe Synonyma waren.“ Ein Werk, wie geschaffen für den KonzertChor Stuttgart
und das Sinfonieorchester
Stuttgarter Liederkranz
. Rhythmische Vielfalt, fanfarenhafte
Bläserpassagen, lyrische Soli sowie festliche Chorpassagen, ob im Forte oder Pianissimo:
Im „Te Deum“ zeigten die rund 180 ausführenden Musiker*innen die gesamte
Bandbreite des Singens und Musizierens.
So leise und ruhig das Konzert begann, so groß und voluminös endete es mit den
Worten „Alleluja!“ und einem fulminanten Orchesternachspiel.
Langanhaltender Applaus der rund 550 Zuhörer war Ausdruck großer Begeisterung für die Leistung der Ensembles unter der Leitung von Andreas Großberger.
Der Abend des 14. Juli 2019 kann wegweisend für den Stuttgarter Liederkranz 1824 e. V. gewesen sein. Das „PSALMENFEST“ war ein gelungenes Debüt des KonzertChor Stuttgart in Kooperation mit dem Sinfonieorchester Stuttgarter Liederkranz . Die Neugründung des Chores scheint sich als der richtige Weg in eine gute Zukunft für den Verein darzustellen, dieses erste Konzert lässt jedenfalls nicht nur hoffen, sondern vor allem auch aufhorchen!
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